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Denkmal Streichholzkarlche auf dem Offenbacher Wilhelmsplatz:

* geschaffen von der Offenbacher Steinbildhauermeisterin Judith Quartier *
* initiiert und gefördert von dem Verein "Denkmal Streichholzkarlche" e.V. *
* finanziert von Offenbacher Bürgerinnen und Bürgern *
* der Stadt Offenbach zum 31.12.2001 übereignet *

Wer war das Streichholzkarlche?

Bilder der Einweihungsfeier am 1. April 2000:
(klicken Sie auf ein Bild, um es in voller Größe zu betrachten)

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Der "Holzhändler" Karl Winterkorn
Erinnerungen an einen Unvergessenen

Im Offenbacher Fastnachtszug von 1938 fiel den Zuschauern ein prächtig herausgeputzter Engel auf, der mit ernster Miene würdig zwischen den Motivwagen marschierte. Er hatte allerdings nicht die Figur, die man sich gemeinhin bei einer himmlischen Erscheinung vorstellte. Dieser untersetzte Engel mit den Flügeln auf dem Rücken und den listigen Schlitzaugen im kugelrunden Gesicht konnte doch nur ... Richtig, die Zuschauer machten einander aufmerksam: "Das ist doch das Streichholzkarlche!"
In der Tat, er war es.
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Vom Streichholzkarlche meinen viele, er sei das letzte der Originale gewesen, an denen das alte Offenbach reich war. Hinragend in eine Zeit, in die Originalität eigentlich nicht mehr passte.

Zeitgenossen, die sich an ihn erinnern, beschwören das Bild eines etwas schrulligen und verschobenen, aber liebenswürdigen Individualisten, den jeder kannte und sympatisch fand. Sein Bild steht für eine versunkene Zeit und schwindende Erinnerungen.
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Karl Winterkorn, am 28. März 1880 geboren, lebte vom Verkauf von Streichhölzern. Er war nur 1.30 Meter groß, dabei zur Fülle neigend. Er liebte es als Holzhändler bezeichnet zu werden. Na und das warer ja auch.

Tag für Tag konnte man ihn in Offenbacher Lokalen und den mit der Lokalbahn leicht zu erreichenden Sachsenhäuser Gaststätten seine Streichhölzer feilbieten sehen. Die trug er mal in einer abgewetzten Aktentasche, mal vor dem Bauch in einem Kasten, den bei Regen ein Wachstuch vor Nässe schützte.

Das Streichholzkarlche war kein großer Redner. In den Lokalen pflegte er seine Streichhölzer einfach stumm auf den Tisch zu legen. Und wortlos strich er die Bezahlung ein.
Nur wenn er sehr guter Laune war und unter den Gästen eine attraktive junge Frau entdeckte, wurde er munter. Mit todernster Miene spitzte er dann die Lippen und bot ein verwegenes Küsschen an. Und wenn die Gäste so recht ihren Spaß daran hatten, legte er auch mal seinen Arm um die sich meißt heftig wehrende Dame.
Galant und in allen Ehren versteht sich.

Denn das Streichholzkarlche war ein harmloser Mensch, der niemanden etwas zuleide tat, der sich sogar sehr gern nützlich machte.
Den Offenbacher Kickers trug er die Plakate zum Aushang in die Ladengeschäfte und einmal sah man ihn sogar auf der Bühne des Frankfurter Schauspielhauses. Er durfte in Stoltzes "Alt Frankfurt" mitspielen und 1925 spielte er im neueröffneten Operettenhaus mit im Weihnachtsmärchen "Streichholzkarlchen und das Christkind".

Es kommt also nicht von ungefähr, daß in der Nachbarstadt ihn viele für ein Frankfurter Original halten. Beide Städte waren seine Welt.
Aber sein zu Hause hatte er in Offenbach, wo er auch zur Schule ging, in seiner Wohnung in der Gerberstraße (heute Athur-Zitscher-Straße 4), in der Offenbacher Innenstadt, in den Offenbacher und Bieberer Lokalen.

In Offebach fand er auch zur letzten Ruhe.
Karl Winterkorn starb am 12. Februar 1939. Sein Grab auf dem alten Friedhof in Offenbach wird heute von Unbekannten liebevoll gepflegt.

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